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Futterwechsel ohne Bauchweh – Futterumstellung Schritt für Schritt

  • Autorenbild: Joelle
    Joelle
  • 18. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

Eine Futterumstellung beim Pferd ist mehr als nur ein neuer Futtereimer hinstellen. Der Verdauungstrakt deines Pferdes reagiert sensibel auf Veränderungen, deshalb sollten Umstellungen immer gut geplant, schrittweise und mit Bedacht durchgeführt werden.


1. Warum ist eine langsame Futterumstellung so wichtig?

Das Verdauungssystem des Pferdes ist hochspezialisiert und empfindlich, so dass eine gleichmäßige Ernährung für die Erhaltung der Verdauungsgesundheit unerlässlich ist. 

Die erste Verdauungsstation ist der Dünndarm des Pferdes. In diesem Bereich sorgen Verdauungssäfte, sogenannte Enzyme, für die Zerkleinerung der Bestandteile im Futter. Die Enzyme im Dünndarm benötigen Zeit, um sich auf das neue Futter einzustellen, denn neue Kohlenhydrate, Fette und Proteine müssen verdaut werden, und wenn sie in einer anderen Form im Darmtrakt des Pferdes auftauchen, braucht es andere Mechanismen, um diese effizient zu verdauen. 

Das Pferd fermentiert Pflanzenmaterial wie Heu und Gras im Hinterdarm, was eine stabile Population von Mikroorganismen (Bakterien) im Zäkum und Dickdarm erfordert, um faseriges Pflanzenmaterial abzubauen. Genau diese Bakterien im hinteren Verdauungstrakt (Dickdarm) reagieren empfindlich auf schnelle Veränderungen wie etwa bei neuem Heu oder anderen Futterbestandteilen. Damit die Verdauung effizient bleibt, muss sich die mikrobielle Population im Dickdarm des Pferdes schrittweise umstellen. Das bedeutet, dass es eine andere Zusammensetzung von Bakterien im Darm braucht, um das neue Futter zu verdauen. Dies passiert nicht von heute auf morgen, sondern braucht Zeit, bis sich die Population verändert hat. 

Visualisierung der Verdauung des Pferdes.
Abbildung 1: Visualisierung der Verdauung des Pferdes.

Aus diesen Gründen sollten Futterumstellungen immer schrittweise und langsam erfolgen, da die Zusammensetzung der Mikroorganismen Zeit braucht, um sich an das neue Futter anzupassen, damit sie die Nährstoffe ausreichend verstoffwechseln und das Futter verdauen können. Bei einer abrupten Umstellung des Futters sind die Mikroorganismen im Verdauungssystem nicht angepasst, und die Verdauungsenzyme sind überfordert und können das neue Futter nicht effektiv verarbeiten. Infolgedessen kann unverdautes Futter in den Hinterdarm gelangen, was Koliken oder sogar schwere Koliksymptome verursachen kann. Wenn das Futter nicht richtig verdaut wird, können die Nährstoffe auch nicht in den Blutkreislauf aufgenommen werden und das Pferd hat keinen wirklichen Nutzen von dem neuen Futter. Und was noch wichtiger ist: Wenn die enzymatische Kapazität des Dünndarms überlastet ist, werden beispielsweise wasserlösliche Kohlenhydrate und Stärke im Hinterdarm zu schnell fermentiert, was zu einer pH-Veränderung im Blinddarm führt. Der erhöhte Säuregehalt im Hinterdarm führt zu einer Veränderung der Durchlässigkeit der Darmwand, wodurch Giftstoffe aufgenommen werden können, was zu einem erhöhten Risiko für Hufrehe führen kann.


Eine langsame Anpassung ist daher entscheidend, um das Risiko für Verdauungsstörungen zu minimieren. Verändert sich das Futter zu abrupt, können Koliken, Durchfall, Hufrehe oder Futterverweigerung die Folge sein.


2. Schritt für Schritt – der richtige Ablauf

Eine Faustregel: mindestens 7-10 Tage für eine vollständige Umstellung einplanen. Besser noch ist einen Zeitraum von 10-15 Tagen, vorallem wenn man bereits weiss, dass sein Pferd sehr empfindlich auf kleinste Veränderungen reagiert, da sollte die Umstellung länger geplant werden. 


1. Neues Futter langsam untermischen

Beginne mit einem Anteil von 10% mit dem neuen Futter und steigere den Anteil täglich langsam.


2. Verdauung beobachten

Achte auf Kotkonsistenz, Appetit und Verhalten. Auch leichte Veränderungen können Hinweise geben, ob das Pferd das neue Futter verträgt oder nicht.


3. Futterumstellung dokumentieren

Wenn du die Futterumstellung deines Pferdes schriftlich dokumentierst, kannst du Veränderungen im Verhalten oder in der Verdauung gezielt beobachten und besser einschätzen. Die Aufzeichnungen ermöglichen dir außerdem eine fundierte Rücksprache mit Tierärzt:innen oder Ernährungsberater:innen, da du konkrete Entwicklungen nachvollziehen kannst. Du erkennst frühzeitig, ob dein Pferd das neue Futter gut verträgt oder ob es Anzeichen von Unverträglichkeiten zeigt. Und nicht zuletzt hilft dir die Dokumentation dabei, langfristig zu verstehen, welche Maßnahmen funktioniert haben und welche nicht.

Ein Workbook für eine unproblematische Futterumstellung

Damit du die Futterumstellung deines Pferdes strukturiert und stressfrei begleiten kannst, habe ich ein kostenloses Arbeitsblatt für dich erstellt. Es enthält eine praktische Schritt-für-Schritt-Vorlage zur Dokumentation, sowie Hinweise auf was du bei einer Futterumstellung achten musst. Es bietet ausreichend Platz für tägliche Beobachtungen und liefert hilfreiche Tipps zur Planung und Durchführung. So behältst du jederzeit den Überblick und kannst gezielt auf Veränderungen reagieren. Kontaktiere mich via E-Mail und ich schicke dir kostenlos die PDF Datei zu, die dich bei der Futterumstellung unterstützt.

3. Typische Umstellungsgründe – und was zu beachten ist


  • Heuwechsel (z. B. neue Lieferung oder neue Ernte)

    Auch bei ähnlicher Qualität unterscheiden sich Nährstoffgehalt & Struktur, daher das neue Heu langsam untermischen. 

  • Weidezeit beginnt oder endet

    Der Wechsel zwischen Stall und Weide ist für viele Pferde herausfordernd. Die Umstellung auf Gras und auch die Umstellung zurück wieder auf Heu sollte immer langsam und schrittweise erfolgen.

  • Kraftfutterwechsel oder Ergänzungsfutter

    Besonders bei empfindlichen Pferden oder bekannten Stoffwechselthemen (EMS, Rehe, Cushing) sollte das Futter mit Bedacht ausgewählt und umgestellt werden. Da lohnt es sich auf jeden Fall mit einer Fachperson abzusprechen, ob die aktuelle Ration passt. 

  • Zustand oder Leistung verändern sich

    Eine Futterumstellung wird oft notwendig, wenn sich der Gesundheitszustand oder die Leistungsanforderungen eines Pferdes verändern. Ob durch Training, Krankheit, Alter oder Haltungswechsel, der Nährstoffbedarf passt sich an. Damit das Pferd optimal versorgt bleibt, muss das Futter entsprechend angepasst werden. Eine gezielte Umstellung unterstützt die Verdauung, stärkt das Immunsystem und fördert die Leistungsfähigkeit, vorausgesetzt, sie erfolgt langsam und gut dokumentiert.


Mein Tipp als unabhängige Futterberaterin

Futterumstellungen sind eine gute Gelegenheit, die gesamte Ration kritisch zu prüfen. Oft schleichen sich kleine Ungleichgewichte ein, die mit einer durchdachten Umstellung behoben werden können.


Wenn du Unterstützung möchtest, stehe ich dir gerne mit einer individuellen Futterberatung zur Seite für gesunde Veränderungen, die dein Pferd wirklich braucht. Mit jeder von meiner Futterberatung, erkläre ich dir auch genau wie du vorgehen solltest bei der Futterumstellung, denn einfach das ganze restliche Futter wegzuwerfen ist keine Lösung; einerseits ist das extrem verschwenderisch und auf der anderen Seite würde dein Pferd mehr Schaden nehmen, wenn die gesamte Ration von heute auf Morgen komplett verändert ist. Ich sage dir genau, welche von deinen Futtermittel noch verwendet werden kann und sollte, und wie du die Umstellung genau vornehmen solltest, ohne dass dein Pferd Bauchschmerzen hat.


Um den ersten Schritt zu gehe, biete ich dir eine kostenlose Erstberatung an, bei der wir gemeinsam die Bedürfnisse deines Pferdes analysieren und erste Schritte zur Futterberatung planen.


Meine Angebote:

Kontaktiere mich jetzt, für mehr Gesundheit, Vitalität und Lebensfreude!


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